Gekauft wie gesehen

Neulich bin ich mal wieder umgezogen. Zum 31. Mal übrigens.
Aber diesmal war einiges so, wie noch nie, weshalb es sich lohnt, es zu berichten.

Und das kam so: 

Mit dem Vermieter unseres Hauses in Bremen sind wir ja schon länger nicht mehr zufrieden gewesen, wenngleich er immer mal wieder die gegenseitige „Freundschaft“ betonte. Notwendige Instandsetzungsmaßnahmen wurden nicht ausgeführt, wenn wir sie dann erledigten, weil es dringend notwendig wurde, gab es – auch auf Nachfrage – keinen finanziellen Ausgleich für die eingesetzte Arbeitszeit, lediglich ein vager Hinweis, er käme dann mal mit ein paar Würstchen vorbei und wir würfen den Grill an. Vermietung nach Gutsherrenart.

Dann war und ist das Haus ja total mies isoliert und damit verbunden die Energiekosten enorm hoch. Dann wurde die Miete erhöht. Und eigentlich waren Haus und Garten ohnehin viel zu groß für uns.

Im Frühjahr bekam die Angelegenheit einen neuen Impuls. Die Eltern meiner Liebsten schlugen vor, ein Haus zu kaufen und an uns zu vermieten.

Im Oktober war es dann so weit. Ein Haus in Delmenhorst war gefunden.

Daraufhin haben wir den Mietvertrag in Bremen gekündigt. Dem Vermieter haben wir mitgeteilt, dass wir ihm hülfen, einen Nachmieter zu finden oder alternativ einen Käufer, falls er sich zum Verkauf entscheiden sollte. Letzteres nicht ganz ohne Hintergedanken, denn in der Nachbarschaft hatte eine junge Familie Zettel aufgehängt, dass sie dringend nach einem Haus mit Garten suchten und bereit wären, eine Belohnung zu zahlen.

Ein paar Tage später hat er sich entschieden, zu verkaufen und kam zu einer Besichtigung mit einem Makler zwecks Wertschätzung. Dieser entdeckte sofort die mangelhafte Dämmung und auch den offensichtlich nicht genehmigten Einbau einer Gaube. Als er den Preis hörte, den der Eigentümer anpeilte, rollte er unübersehbar mit den Augen.

Parallel zum Makler haben wir den Kontakt zwischen der „jungen Familie“ und unserem Vermieter hergestellt. Die Verhandlungen zogen sich über ein paar Tage hin, denn der geforderte Preis war so überhaupt nicht im Einklang mit der Vorstellung der Käufer. Da aber die junge Familie das Haus unbedingt wollte und offensichtlich auch das nötige Kleingeld locker machen konnte, musste sich der Verkäufer kaum bewegen. Anfang Dezember wurde der Vertrag unterzeichnet und der Verkaufstermin auf den Jahreswechsel festgelegt, wovon unser Vermieter uns telefonisch informierte. Womit auch feststand, dass wir für den letzten Monat einen neuen Vermieter bekommen würden.

Und dann wurde es etwas sonderbar.

Es begann damit, dass wir den Noch-Vermieter fragten, ob er uns den Kristallspiegel aus dem Hausflur verkaufen könne, der laut Mietvertrags-Anhang zum Inventar des Hauses gehörte. Er antwortete, dass der Käufer zum Zeitpunkt unseres Auszug Ende Januar ja bereits Eigentümer sein werde und dass er das Haus „wie gesehen“ verkauft habe und dass wir dies, sowie alles Weitere, doch bitte mit dem Käufer besprechen sollten.

Gesagt, getan. Nur war der Käufer plötzlich nicht mehr zu erreichen. Und wir hatten ja neben der Frage nach dem Spiegel den weiteren Grund für ein Gespräch, was die versprochene Belohnung anging. Das war verdächtig. Wollte er uns um die Belohnung prellen? Und dann war der Name des Käufers, den uns der Vermieter genannt hatte, nicht der, der auf den Zetteln gestanden hatte. Die Internet-Suche nach dem tatsächlichen Namen des Käufers ergab einen Autohändler, der auch mit einer Immobilien-GmbH & Co. KG am Start ist. Hatte der sich einen Strohmann gesucht und wollte am Ende das Haus abreißen und ein großes Mietshaus auf das Grundstück setzen? Das konnte uns ja im Prinzip egal sein, aber mysteriös war das Nicht-Beantworten unserer Anrufe schon. Zumal dort jemand ans Telefon ging, wenn mit einer anderen Nummer als unserer angerufen wurde.

Dummerweise habe ich diesen Verdacht dem Noch-Vermieter und Verkäufer gegenüber geäußert – „Weißt Du eigentlich, mit wem Du Dich da eingelassen hast?“

Letztlich hat sich das aber aufgeklärt: nachdem ich versucht habe, den Käufer unter seiner Firmen-Mail zu erreichen, hat er telefonisch geantwortet und wir haben einen Termin vereinbart.

Er hat dann dort erklärt, warum er den Geburtsnamen seiner Frau für die Zettel-Anzeige verwendet hatte und die Tage des Schweigens waren ebenfalls zu verstehen unter dem Gesichtspunkt, dass der Verkäufer ihm neben dem hohen Kaufpreis auch noch die Provision für den Makler (ja, der, der tatsächlich außer der Kostenschätzung nichts getan hatte) aufzudrücken versuchte. Und dass er eben deshalb überlegen musste ob und wie er unsere Belohnung etwas herunterhandeln könne.

Wir haben uns relativ schnell geeinigt: auf die Höhe der Belohnung; darauf, dass wir ihm im Januar keine Miete zahlen müssen sowie auf die Überlassung des Spiegels; und haben einen Übergabetermin für den 30. Januar verabredet.

Einen Tag später habe ich diese Fakten unserem Noch-Vermieter schriftlich mitgeteilt. Mit der anhängenden Nebenkostenabrechnung für 2021 (die ich nebenbei über die gesamte Dauer der Mietzeit – und zwar unentgeltlich – für ihn erledigt hatte). Und dem Hinweis, dass wir für Januar keine Miete mehr an ihn zahlen werden – ausgehend vom Eigentumsübergang zum Jahreswechsel. Und mit der Bitte, uns die Mietkautionsbücher möglichst bald zurückzugeben.

Nun ist der Gute ausgeklinkt. Wie ich darauf käme, dass nicht er die Abnahme vornähme. Und dass er sich vorbehalte, ob überhaupt und wann er die Mietkaution zurückzahlen werde, da müsse er doch noch vorher die Immobilie ganz genau in Augenschein nehmen. Und dass er selbstverständlich verlange, dass wir die volle Miete für den Januar an ihn zahlen. Und, dass er uns generell untersagt, mit dem neuen Eigentümer zu kommunizieren.

Weder mein Hinweis auf die fraglichen §§ im BGB noch der Versuch, ihm mit einem weiteren Brief deutlich zu machen, dass wir ihm seinen Mietanteil selbstverständlich zahlen werden, wenn sich der Eigentumsübergang über den 31.12. hinaus verzögern sollte, haben ihn besänftigt.

Wüste Beschimpfungen musste ich mir anhören: ich sei geldgierig, übergriffig, verleumderisch und er sei menschlich zutiefst von mir enttäuscht.

Warum eigentlich?

Eine Idee haben wir: neben der Tatsache, dass wir tatsächlich nichts mehr mit ihm und alles mit dem neuen Eigentümer besprochen hatten, könnte der Grund sein, dass wir diesem deutlich gemacht hatten, dass neben den zahlreichen Gegenständen, die die Inventarliste neben dem Kristallspiegel aufführt und die wir vertragsgemäß im Haus lassen werden, noch geschätzte 10 Kubikmeter Schrott in Keller, Garten und Gartenhaus befindlich sind, für deren Entsorgung nicht wir, sondern der Verkäufer zu sorgen hat. „Gekauft wie gesehen“. Haha.

Selbstverständlich ist die Abnahme des Hauses und die Übergabe der Schlüssel an den neuen Eigentümer wie geplant erfolgt. Die Rückgabe der Mietkaution erfolgte nicht an uns, sondern an den neuen Eigentümer, allerdings mit einer weiteren Verzögerung. Tatsächlich hat sich auch der Eigentumsübergang verzögert aber der Maestro war wohl zu feige, den Mietanteil von uns zu kassieren. Den musste der neue Eigentümer ihm zahlen, um sich ihn dann von uns zurückzuholen.

2 Gedanken zu „Gekauft wie gesehen

  1. Hans C. Scherzer Beitragsautor

    Ein Jahr später hat sich herausgestellt, dass der Käufer das Haus nun doch nicht mit seiner Familie bewohnt. Er hat es an eine WG vermietet.

    Und dann hat er sich eines der großen Häuser in der Nachbarschaft gekauft, das steht seitdem leer.

    Und das Haus mit dem ehemaligen Restaurant an der Ecke hat er auch noch gekauft und lässt es gerade renovieren.

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    1. Hans-C. Scherzer Beitragsautor

      Zwei Jahre ist das jetzt her, dass er das von uns bewohnte Haus gekauft hat …

      Aktuell gehört ihm auch der Privatweg.
      Die Garagen auf der linken Seite neben der Gaststätte sowieso.
      Und auch das Mietshaus gegenüber hat er erworben.

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